Was ist der Hintergrund? Viele Untersuchungen zeigen, dass reine Informationsmaßnahmen nur wenig erfolgreich sind, menschliches Verhalten zu ändern oder gewünschtes Verhalten zu erzeugen. Dies gilt auch im Bereich der Aktivierung zur Eigenvorsorge gegenüber Extremwetterereignissen als zentrale Folge des Klimawandels. Doch wie kann eine solche Aktivierung gelingen?
In dem dreijährigen Projekt Regen//Sicher für das Umweltbundesamt haben wir gemeinsam mit unserem Kooperationspartner ecolo Maßnahmen zur Starkregenvorsorge entwickelt. Basis war die Auswertung von vergangenen Beteiligungs- und Aktivierungsprozesse und die Analyse psychologischer Einflussfaktoren. Anschließend haben wir ausgewählte Maßnahmen in drei Kommunen umgesetzt und evaluiert, inwiefern sich Wissen und Einstellung der Akteur:innen verändert haben. Ergebnis: Die von uns entwickelten Formate veränderten die Handlungsbereitschaft der angesprochenen Personen. Insbesondere (aufsuchende) Beratungs- und Beteiligungsformate erwiesen sich als geeignet. Die Ergebnisse, ein Leitfaden für Kommunen und zahlreiche Materialien, die von Kommunen eingesetzt werden können, finden Sie auf der Homepage des Umweltbundesamtes.
Die von uns gesammelten und generierten Erkenntnisse zur Eigenvorsorgeaktivierung gegen Starkregen lassen sich auf Themen wie (Fluss)Hochwasser oder Hitze übertragen. Gerne geben wir unsere Erkenntnisse an Kommunen weiter – z.B. im Fachforum „ Wie können Kommunen ihre Bürger:innen beim Klimaschutz beteiligen“ auf der Konferenz „Klima Kommunal“ der Hessischen Landesenergieagentur oder der Online-Sprechstunde „Information und Aktivierung von Bürger:innen und zivilgesellschaftlichen Akteuren“ des neu gegründeten, bundesweiten Zentrum KlimaAnpassung.
Aktuell konzipieren wir in Zusammenarbeit mit Haus & Grund Brandenburg eine Qualifizierung für Multiplikator:innen zur Aktivierung von Hauseigentümer:innen durch entsprechende Beratungsangebote – und zur Weitergabe ihres Wissens an weitere Multiplikator:innen. Das Projekt wird gefördert vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz Brandenburg.
Neben der eigentlichen Eigenvorsorge der Bevölkerung geht es in einer Kommune aber immer auch darum, die Strukturen und die Stadt- und Regionalplanung für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam in der Kommune Maßnahmen zu ergreifen. In Worms haben wir beispielsweise mit der Verwaltung ein Konzept für eine Wassersensible Stadtentwicklung entwickelt. Im Kreis Borken begleiten wir die Kommunikation der Bevölkerung zum Hochwasserschutzkonzept und über Starkregenkarten.
Wichtige Stellschraube bei der Aktivierung in einer Kommune sind immer die Mitarbeitenden vor Ort. Sie müssen davon überzeugt sein, dass sie a) sich für das Thema verantwortlich fühlen und b) dass es wirksame Maßnahmen gibt, die sie c) auch in ihrer Kommune umsetzen können. Dazu haben wir im letzten Jahr kommunale Mitarbeitende befragt und die Ergebnisse veröffentlicht. Wir konnten zeigen, dass die wahrgenommene Umsetzbarkeit von Aktivierungsmaßnahmen und konkretes Wissen bezüglich Anpassungsmaßnahmen zentral sind für die Motivation von kommunalen Mitarbeiter:innen, Maßnahmen zur Aktivierung der Bevölkerung zur Eigenvorsorge überhaupt zu implementieren. Zudem besteht ein hoher Informationsbedarf bezüglich der Wirksamkeit von Maßnahmen zur Förderung der Eigenvorsorge. Unser oben beschriebenes Projekt Regen//Sicher liefert hier gute erste Ansatzpunkte.
Ansprechpartner bei e-fect: Stefan Löchtefeld und Dr. Jana Werg
https://www.umweltbundesamt.de/innovative-beteiligung#das-projekt-regensicher
https://www.klima-kommunen-hessen.de/konferenz-klima-kommunal.html
https://www.worms.de/neu-de/zukunft-gestalten/klima-und-umwelt/Wasser/starkregen/fbclid=IwAR3KW37ia1XfjCvjmPHfPcL3_vV6X-mJd_BtZax00_bypt0Z4ZiGNFQSDDk
https://www.hochwasserallianz-bocholter-aa.de
https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/erprobung-evaluierung-von-kommunikationsformaten